Freitag, 16. August 2013

Mittelalter im Ferienprogramm

Derzeit finden doch in allen Städten und Gemeinden die Ferienprogramme für die Kinder statt, die nicht mit ihren Familien verreisen können. 

In Tittmoning, direkt an der österreichischen Grenze, konnten Kinder vorige Woche in einem Mittelalterlager Geschicklichkeitsspiele machen, das Kammweben erlernen und kleine Gauklervorführungen üben.

Mittelalterlager in Tittmoning/Obb.
Als ich etwas verspätet auf der Wiese ankam, sagten einige Mädchen:
"Du siehst ja richtig aus wie aus dem Mittelalter".
Ich sagte, dass hier eben verschiedene Personen dargestellt werden. Die einen sind Bauern, dann Händler, der Falkner, der Musicus, und ich vertrete im Mittelalter den Adel. Das fanden sie ganz toll.


Ferienprogramm für Kinder in Tittmoning/Obb.
Ritter Ulrich von Cheltz hatte seinen Falken mitgebracht und hielt den Kindern einen spannenden Vortrag über diesen Greifvogel.

Ferienkinder streicheln einen Falken
Als Ulrich dem Falken ein totes Küken zum Fressen gab, fotografierte ich das. Aber schaut mal, wie mich der Falke ansieht!

Ein Falke beim Fressen
Der Musicus Arnold Rawenschrey erklärte den Kindern dieses Musikinstrument, ein Portativ, eine mittelalterliche Orgel aus Indien, die dort noch heute als Begleitmusik gespielt wird.


Rawenschrey mit seinem Portativ
Die Meisterwerkstatt Jens Günzel (klick) baut heute noch diese Instrumente.

Hier erklärt Rawenschrey einem Jungen den Dudelsack.

Ferienprogramm in Tittmoning/Obb.
 Viel Spaß hatten die Kinder auch beim Seilziehen.


Welche Gruppe ist stärker? Ferienprogramm Tittmoning
Während Michael von Eichenstein den Rittereintopf vorbereitete


Zutaten für den Ritter-Eintopf
erlernten einige Mädchen das Kammweben.


Beim Kammweben entsteht eine schöne Borte
Und statt mit brennenden Feuerschalen kann man auch wunderbar mit Fahnen Gauklerstückchen zum Besten geben.


Fahnenschwingen beim Ferienprogramm Tittmoning/Obb.
Zur Stärkung gab es leckere Bio-Muffins und köstlichen Zitronenkuchen.


Biomuffins und Zitronenkuchen
Inzwischen kochte über dem offenen Feuer der Rittereintopf. Da es im Mittelalter noch keine Kartoffeln gab, verwendete der gelernte Koch Graupen zum frischen Gemüse.


Rittereintopf über offenem Feuer
Zwischendurch spielte der Musicus Rawenschrey auf seinem Dudelsack, und Michael von Eichenstein trommelte dazu. Irgendwann stand ich auf und tanzte in der Wiese barfuß mittelalterliche Schritte, so wie ich es im historischen Tanzkurs gelernt hatte. 
Als ich dann wieder auf einer der Truhen Platz nahm, sagte ich so begeistert vor mich hin:
"Hach, ist das schön!". Damit meinte ich einfach alles, das Wetter, die Stimmung, die Musik, den schönen Nachmittag.

Da antwortete ein etwa zehnjähriger Junge lächelnd:
"Das war nicht nur schön, das war zauberhaft!".

Das hat mich richtig gefreut. Man denkt als Erwachsener manchmal, die Kinder finden einen albern, wenn man einfach so lostanzt. Aber oft ist es das Gegenteil. Und dann diese charmante Wortwahl des Jungen! Das hat mich schon verblüfft.

Nach dem Essen sammelte ich dann einige Kinder, damit wir einen einfachen Reigen auf der Wiese tanzten.


Ferienprogramm Tittmoning/Obb.
Schade, dass von dem Tanz auf der Wiese kein Bild gemacht wurde. Es war zu schön!

So hatten diese Kinder, die oft aus finanziellen Gründen nicht mit ihren Familien in den Urlaub fliegen können, an diesem Nachmittag mit Sicherheit ein schönes und lehrreiches Programm. Dann das anschließende, gemeinsame Essen, es war wie eine grosse Familie. Und allen schmeckte der Rittereintopf so gut, dass mehrfach Nachschlag geholt wurde. 

Für diese Kinder war das nachmittägliche Ferienprogramm mit Sicherheit spannender und aufregender als ein Strandurlaub irgendwo am Meer.

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