Samstag, 13. April 2013

Spielbude oder Obdachlosenbehausung?

Heute, am Freitag, da war mal nichts Spektakuläres bei mir. Bei dem wolkenverhangenen Himmel hatte ich auch keinen grösseren Gang mit dem Hund vor. Und so marschierte ich einfach mal durch die Wildnis und die Matsche, da lohnte sich vorhin so richtig die volle Maschine mit Hundeklamotten.

Schlechtwetterwolken im Rupertiwinkel
Auf der Suche nach etwas Besonderem stapfte ich quer über Felder und am Waldrand entlang, bis ich hinterher nicht mehr wusste, wo ich war. Dann hatte ich die Landstrasse wieder vor mir, über die ich später wieder nach Hause fahren muss. Nun noch eine ordentliche Strecke zwischen Mühlbach und Strasse gehen, dann komme ich automatisch zu meinem Auto.

An einer Stelle hatte der Mühlbach wieder so ein Inselchen, wie sie sich hier überall durchziehen. Ich ging mal darauf, weil ich glaubte, ein einsames Picknickplätzchen gefunden zu haben. Für den Sommer.
Jemand hatte zwei Bretter über das Wasser gelegt, so dass man auf eine grössere Fläche gelangen konnte, die vom Wasser umschlossen war. Um die Stabilität der Bretter zu prüfen, liess ich erst Santos rübergehen. Er hatte ja keine Bauchtasche mit Handys und Fotoapparat umgebunden. Wenn ich damit umkippe, dann ist alles kaputt. - Die Bretter hielten, und ich ging hinterher.

 
In einer Kiesmulde war eine Art Zelt. Och, dachte ich, da hat sich schon jemand sein privates Picknickplätzchen angeeignet! Eine dicke, wasserfeste Plane war über ein rechteckiges Holzgestell befestigt worden.
Wenn man in so einem einsamen Gelände neugierig ist, ist es schon von Vorteil, wenn man so einen grossen Hund dabei hat. Ich meine, es muss ja nix sein. Aber man sieht ja immer so viel im Tatort, also da könnte ja mal was sein. :-/
Ich hob die Plane im Eingangsbereich in die Höhe.



Also nach einer Spielbude für Kinder sah das irgendwie nicht aus. Da hatte sich jemand einen regenfesten Unterschlupf gebaut. Auf einer Ablage lagen zwei Bierflaschen. An der Seite hing ein dreckiges Badetuch. Naja, genug Wasser zum Waschen ist ja da. Ist nur etwas frisch.
Aber wie schläft man darin bei der Kälte? Mit einem dicken Bundeswehrschlafsack ist das sicher möglich. Aber hier ist ein Zeckengebiet. Na Prost Mahlzeit! Die krabbeln nächtens in den Schlafsack.

Nee, dachte ich, ich hau hier lieber ab. Hinterher kommt noch der Bewohner und fragt, was ich an seiner Behausung mache. Ich klappte die Plane wieder schön zu und legte einen Holzbalken unten an den Abschluss, damit der aufkommende Wind nicht den Regen reinlässt.



Es fing an zu tröpfeln. Nochmal über das wackelige Brett und auf festen Boden, dann machte ich mich im leichten Dauerlauf mit den schweren Gummistiefeln auf dem Weg zum Auto. Die Matsche spritzte bis hoch an meinen Anorak. Und vom laufenden Santos neben mir war der linke Ärmel ganz dreckig und nass. 

In der heissen Wanne dachte ich vorhin so, nun regnet und regnet es. In ein paar Tagen wird durch die Schneeschmelze von den Bergen das Tauwasser durch die Auen fliessen. Hoffentlich baut der Bewohner da rechtzeitig seine Holz/Plastik-Konstruktion ab, sonst schwimmt der mit seiner Bude davon.

Wollen wir dankbar sein, dass wir ein warmes Bett und eine heisse Wanne und ein festes Dach über dem Kopf haben. Heutzutage ist nichts mehr selbstverständlich. Es gibt Obdachlose, die können Schillers Glocke auswendig aufsagen. Auch ein Akademiker oder ehemaliger Firmeninhaber kann ganz plötzlich arm werden. Und so einer fühlt sich vielleicht dann in seiner Plastikvilla wohler als in einem Obdachlosenheim. 
Weiss man's?

 

 
    

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