Samstag, 20. Oktober 2012

Weinlaubkapitel zue Caprun

Gestern Abend war in Kaprun wieder das alljährliche Weinlaubkapitel auf der wunderschönen trutzigen Burg. Dazu hatte die Burgritterschaft Falkenstein auf Caprun eingeladen. 
Die Burg Kaprun ist eine mittelalterliche Burg in der Gemeinde Kaprun im Salzburger Land, Österreich. Erbaut wurde die Burg im 12. Jahrhundert.
Als 1984 der Kapruner Burgverein die Reste der Burg übernahm, war dies nur ein kaputter Steinenhaufen. Man baute die Burg nach alten Plänen wieder auf. Der heutige Großmeister der Falkensteiner Ritterschaft ist Ritter Johannes von Waldburg, im profanen Leben Dipl.-Ing. im Bauwesen.  In weiser Voraussicht ließ der kluge Architekt sogar einen Aufzug in die Burg bauen, da ja die Ritter und deren Angehörige auch mal älter und einige vielleicht bresthaft (= krank, gebrechlich) werden. Das in kurzen Worten zur Burg.

Mit bester Laune und bei trefflichem Wetter fuhr ich also mit meiner Kemenate über die Landstraße gen Kaprun. Natürlich geht das bei mir nicht ohne kleinen Zwischenfall. Kurz vor Kaprun winkte rechts am Straßenrand eine Frau, man möge das Tempo verringern. Ihr Mann rannte schon nach vorne, die Straße entlang. Da sah ich, daß ein Heuballen auf der Straße lag, den ein Traktor verloren hatte. Das war nochmal glücklich gelaufen, denn diese große Heukugel hatte kein Fahrzeug getroffen. Der Bauer und der Mann, der vorausgelaufen war und ein Fahrer vom Gegenverkehr rollten gemeinsam den Heuballen wieder auf die Wiese. Hab leider zu spät fotografiert:

Wieder gesichert: dieser Heuballen lag vor mir auf der Fahrbahn.

Mein Lieblingsparkplatz vor der Burg war wieder für mich frei.

Mein Womo-Parkplatz vor der Burg zu Kaprun
Von dort aus brauchte ich nur die paar Schritte rauf zum Burgtor zu gehen. In der Burgschank hatte man schon den dicken Eisenofen eingeheizt.
Mit dem Knappen Mario vor dem Eisenofen 
In der warmen Burgschank warteten wir bei Reb- und Gerstsaft auf die Gulaschsuppe, die vor dem Kapitel ausgegeben wurde.
Freyfrau mit Rittern
Auf dem Foto von links nach rechts: 
Erlauchter Hochmeister Wulf Scheller zue Urstayn (Gutrater Ritter)
Wohlweiser Cancelarius Chunrat der Gärr (Gutrater Ritter)
ich (Gutrater Ritterschaft zue Hohenwerfen)
Hochedler Großmeister der Falkensteiner Ritterschaft auf Caprun Johannes von Waldburg, der die Burg wieder aufbaute

Diese beiden Ritter gehören natürlich auch dem Burgverein an. Sie sind Hoteliers und Gastronomen in Kaprun:
Diese Gulaschsuppe war köstlich!
Oben im kleinen Rittersaale versammelten sich so langsam die Gäste. Die altvorderen Ritter nahmen ihre Plätze am Hochsitz ein.
Die letzten Feinheiten werden besprochen, dann geht's los
Der Großmeister Johannes von Waldburg hielt seine Eröffnungsansprache und begrüßte namentlich alle Gäste, die sich bei Aufrufung ihres Namens vom Steiße erhoben, wie es Sitt' und Brauch ist.

Natürlich wird auch der Burghauptmann in den Remter gerufen, der die Sicherung der Burg zu verkünden hat, so dass einem ruhigen Verlauf des Kapitels nichts im Wege steht:
Der Burghauptmann verkündet die Sicherung der Burg

Ritter Reinmar von Kluibenschädl verlas danach die Regularien der Burg:
Verlesung der Burg-Regularien
Das ist immer vergnüglich anzuhören, wenn z.B. Verstöße gegen die Regeln der Sittsamkeit gegenüber dem Weybbsvolk und den Burgfrauen mit dem Eintauchen des Recken in eiskaltes Wasser bestraft wird, so er sich diesen Regeln widersetzt. Das ist eine ganze Litanei, die ich mal irgendwann aufschreibe.

Im profanen Leben ist Ritter Reinmar von Kluibenschädl übrigens der Figaro zu Kaprun:
http://www.figaro.at/pages/de/der-friseur.php 

Das Ansprengbuch ging herum. Jeder Gast trug sich darin ein.
Freyfrau Falka trägt sich ins Gästebuch ein
  Das Schwert des Kapruner Großmeisters lehnt am Hochsitz:

Prachtvolles Schwert des Großmeisters

Der Medicus zue Caprun kam erst später zum Kapitel. Er hatte noch bresthafte Patienten zu besuchen.

Hier mit Ritter Carolus, Medicus zu Kaprun

Natürlich hab ich auch von Dr. Karl Watschinger wie von allen anderen auf den Fotos die Erlaubnis, sie hier im magischen Netze zu veröffentlichen.

Nach dem Kapitel ging es hinunter in den Tatzlwurmkeller, wo eine Weinverkostung stattfand.
Der Tatzlwurm (Drache) wurde aus einem Baum geschnitzt
Dort standen schon für uns die köstlichsten Weine zur Verkostung.
Junker Josephus präsentiert einen guten Rebsaft
 
Alle Leckereyen konnte ich ja gar nicht fotografieren

aber dieser hauchdünne Rohschinken mußte auf's Bild
Auf dem Zettel daneben steht beschrieben von außen nach innen:
Hirschrohschinken
Rehrohschinken
Gamsrohschinken (von der Gemse)
Wildschweinrohschinken

Und nach dem Herzhaften gab es selbstgemachte Kuchen, von denen ich wenigstens einen Teller vorstellen möchte:
Selbstgemachter Apfel-Streuselkuchen
Ein Bild will ich noch einfügen, auf dem die künftigen Ritter zu sehen sind, die Söhne der Wiedererbauer der Burg:

Junker Josephus und Christianus
Es war wieder ein schönes Fest. Wie immer auf der Burg Kaprun. In der Nacht war es schon kalt, anders als bei uns an der Salzburger Grenze, 80 km entfernt. Am nächsten Morgen schaute ich aus dem Fenster und sah, dass alles voll Rauhreif auf den Wiesen war. Gut, wenn man dann eine warme Heizung im Wohnmobil hat.
Nach einem langen Gang mit meinem Santos über den Höhenringweg bin ich dann gegen Mittag gemütlich wieder heimgefahren. 
Die massiven Berge, durch die ich über die Landstraßen fuhr, mußte ich während der Fahrt doch einmal aufnehmen. Es wirkte vom Auto aus, als ende die Straße vor dem Bergmassiv:

Landstraße durch die Loferer Berge, Österreich
   
Es ist dann doch wieder schön, sich in die profane Neuzeit zu beamen. Heute können wir das, im wahren Mittelalter hätte man davon geträumt.


http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Kaprun 


 

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